Emptiness is easy.

Über Musik. Die Leere. Und den Tod.

Erstens die Musik

Die Musik sei immer leerer geworden, habe dann gelesen. Instrumente immer mehr zu einer Andeutung, Töne ganz leise. Es stimmt. Zumindest bei Spirit of Eden. Und dann bei Laughing Stock. Und auch dann.

Ich musste spontan an das Mu denken. An die Idee der Leere im Kunststück. Und an Japaner, die in Dicks “The Man in the High Castle” nach dem Mu in dem Kunstwerk suchten. Es nicht fanden. Und über Han. Und seine Idee der Leere. Denn in der Leere, sagt er (ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ich bereits darüber geschrieben habe, über die Leere meine ich und auch darüber, was Han darüber dachte, doch um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wo und was, entschuldigt bitte also, wenn ich diesmal keinen Link setze), nur dort gebe es Platz, damit sich Dinge entfalten können. Betrachten wir fernöstliche Bilder, so seien diese eben leer, damit der Fluß zum Berg werden kann und der Berg zur Wolke und die Wolke dann.

Wie ist es mit der Musik? Der speziellen? Ist sie leer? Entleeret. Vielleicht auch entleerend, ich weiß es nicht. Ich höre aber, dass sie Platz bietet. Für eigene Gedanken, für Ideen, Träume. Und wenn ich die Augen schließe, kann ich in der Leere in “A New Jerusalem” andere Töne hören. Kann sich die Ruhe ausbreiten. Können Töne zum Berg werden, der Berg zu Gedanken und die Gedanken dann zur Musik. Und vor “Colour of Spring” ist die Musik weg. Der Anfang bereits eine Leere.

Zweitens die Leere

Die Leere. Ich habe Mal gelesen, er habe zwei mal Leere hinterlassen. Das erste Mal als er beschloß, sich aus dem Musikgeschäft zu verabschieden.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo es war. Doch ich habe irgendwo über den Unterschied gelesen, bei dem Bau der sakralen Bauwerke in Europa und in Japan (klar, ich könnte jetzt auch schreiben: Im Westen und Fernost, doch ich schreib es nicht). Die Japaner bauen ihre sakralen Gebäude, Schreine und Tempel, in abgelegenen Orten. Der berühmte Antai-Ji Tempel liegt nur schwer zugänglich in den Bergen. Versteckt im Wald. Angeblich verlaufen sich die Besucher oft, da GPS dort nicht funktioniert.

Könnt Ihr Euch den Kölner Dom vorstellen? Versteckt im Teutoburger Wald? Oder irgendwo im Harz. Unzugänglich? Ja, unsichtbar? Die Europäer haben die Angewohnheit, Sakralbauten mitten in den Städten zu bauen. Auf der anderen Seite haben sie das Gefühl entwickelt, dass wenn jemand aus der Wahrnehmung verschwindet, er ganz weg sei, nicht mehr existent. Leer.

Drittens der Tod

Der jeden Tag kommt. Wie Abt Muho, Abt des Antai-Ji Klosters sagt. Der bereits am Tag der Geburt da ist, weil er zum Leben gehört wie das Atmen.

Und was kommt danach? Danach sind wir tot. In der Leere. Und wenn Ihr die Leere positiv denkt, so kann dort Musik wachsen, über gehen, zu Ideen werden, Gedanken, Träumen, zum Berg.

Die Alben gibt es überall. Außer Laughing Stock.

©M.Kuliniec

Vampire

Dafür, dass wir am Wochenende keinen Artikel rausgehauen haben, möchte ich mich bei Euch mit einem kleinen Tipp revanchieren. Es geht um die Vampire. Eigentlich geht es um Musik, die dahinter stecket und um die Idee, doch lasst es mich beschreiben.

Blood Bitch von Jenny Hval kam am 30. September 2016 heraus doch ich habe gewartet. Es war irgendwann im November als ich das Album tatsächlich runter geladen habe. Ich war sehr skeptisch: Jenny Hval und Herbst, es konnte keine gute Verbindung werden. Dann habe ich noch einige Zeit damit gewartet und dann habe ich irgend wann im kalten Herbstwind die Musik angemacht. Und rein gehört. Und nichts. Beziehungsweise doch etwas, aber nicht das, was ich erwartet habe. Es war nicht die schön – traurige Jenny Hval, keine Innocent is Kinky sondern etwas völlig anderes.

Die Musik ist zugänglicher. Jemand hat “poppiger” geschrieben, was doch nicht ganz so stimmt, es ist… zugänglicher. Es ist hörbarer. In dem Sinne, dass ich mich dabei ertappte, die Melodien nach einigen Tagen mit zu nippen.

Es wurde dann zu einem kleinen Ritual: Mit Jenny Hval´s Album spazierte ich jeden Tag, ich ging die selbe Route, nicht meditierend, wie ich es hier beschrieben habe sondern ganz einfach so. Könnt Ihr dann das Gefühl? Wenn Ihr Musik intensiv an einem gewissen Ort hört, dann erinnert Euch der Ort an die Musik, dann brennt sie sich da hinein. Dann ist sie präsent und kommt zu einem auch danach. So war es jedenfalls mit mir.

“Wovon handelt das Album, Jenny?” – fragt eine Frauenstimme. “Von Vampiren” – antwortet Jenny. Es ist tatsächlich so, das Album ist von Vampiren bevölkert. Und nicht nur.

Als wir den Namen für den Blog gesucht haben, hatte ich wohl noch Musik in meinen Ohren. Und die Antwort auf die Frage, wovon das Album handele. Jenny Hval ist live zu sehen. Auf Arte.

 

Töne. Und das Blurred Edges Festival

Manchmal macht es “Boom”. Und das ist der Moment in dem Du etwas verstehst. Ich würde nicht so weit gehen und es “Erleuchtung” nennen. Denn es geht vielleicht nur darum, sich etwas ganz elementares vor Augen zu führen.

Vielleicht etwas, wie den Satz, der besagt, dass aus dem Geräusch eines Jets Musik werden kann, ja etwas sehr schönes. Es ist die Frage der Aufnahme des Geräusches. Und die Frage der Achtsamkeit, die Frage danach, wie ich es aufnehme und nicht unbedingt die Frage danach, wie ich es definiere. Auf diese Weise ist kann auch ein Tropfen Musik machen. Die Frage wäre dann, was mehr Pop ist: ein Tropfen, das unhörbar ist oder der Jet, der an mir vorbei fliegt?

Heute beginnt in Hamburg das Blurred Edges Festival, das Festival für aktuelle Musik. Vielleicht kann die Frage dort entschieden werden. Vielleicht wird es “Boom” machen. Oder auch nicht.

Ein Besuch ist es wert.

Hier das Programm:

http://www.vamh.de/index.php?what=blurred_edges&year=2017&sub=concerts

Hamburg Listening

Das Hamburg Calling Bild “Krieg” von Max Dogin* und Aga Tar* zum hören. In fünf Variationen.

 

*Link führt zur FB Seite des jeweiligen Künstlers.

 

 

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