Es soll hier kein philosophischer Diskurs sein. Noch soll es einen Beitrag zu einem wie auch immer gearteten Diskurs werden. Es sind schlicht einige Gedanken, die mich seit einigen Monaten, vielleicht auch Jahren, begleiten. Vielleicht soll es auch eine Anregung sein. Und eine andere Perspektive.
Es ist auch vielleicht kein neuer Gedanke. Doch diese Idee reklamiert für sich gar nicht, neu zu sein. Sie ist einfach da. Erwähnenswert. Und kehrt ab und an zurück. Wie ein Geist.
Leider hat der Begriff der Postmoderne seit einigen Jahren (zumindest in der öffentlichen Debatte) eine negative Konnotation erhalten. Es hat sich von seiner ursprünglichen, philosophischen Bedeutung entfernt. Manche würden daher den Begriff des Poststrukturalismus vorziehen. Allerdings überschneiden sich die Bedeutungen beider Begriffe. Es überschneiden sich auch die Techniken, die der Poststrukturalismus und der Postmodernismus anwandten. Also ganz kurz. Es geht hier um den Begriff, den Denker, wie Lyotard, Derrida, Deleuze im Sinn hatten.
In Deutschland war einerseits durch eine starke Bindung an den Strukturalismus (Modernismus) mit seinen Ausprägungen der Frankfurter Schule und die Person Habermas aber auf der anderen Seite schlicht durch Eifersucht der hier agierenden Intellektuellen immer eher suspekt. Darauf möchte ich aber keine Rücksicht nehmen.
Und es geht mir eher um die Kritik an ihr. Aber auch darum, dass die Postmodernisten modernistische (Strukturalistische) Begriffe dekonstruierten, in der Hoffnung, etwas Neues entstünde anstatt. Es kommt nicht immer wie man denkt. Doch das ist nicht das Thema. Die strukturalistische (modernistische) Welt war fein säuberlich aufgeteilt (vielleicht deswegen die große Liebe der Deutschen zum Modernismus). Auf der einen Seite hatten wir die physikalische Welt (deren Beschreibung schon zum Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr so säuberlich war, was an der Quantenphysik lag) und auf der anderen Seite die Metaphysik. Das, was als „geistig“ galt und was Kant säuberlich in Kategorien aufgeteilt war. Wie wunderbar. Wie ordentlich!
Es gibt eine landläufige Meinung, die besagt, die Postmoderne habe die Metaphysik zerstört. Es stimmt. Während Feyerabend die wissenschaftliche Methode kritisierte und diese auch dekosntruierbar gewesen wäre, so können Philosophen kaum die schwarzen Löcher zerstören. Die Frage, die sich mir stellt ist, war es tatsächlich die Metaphysik, die mit dem Postmodernismus zerstört wurde? Oder anders gefragt. Wurden die Werte (es ist die heutige Kritik an der Postmoderne) tatsächlich zerstört? Oder nur das, was wir als Beschreibung der Werte verstehen würden? Die schöne, kantianische (aber auch hegelsche) Ordnung der Dinge?
Und es geht hier gar nicht um eine „neue Metaphysik“. Machen wir uns keine Hoffnung. Wie es war, kommt nicht mehr. Wir können zwar versuchen, die alte Beschreibung wieder zu etablieren (und mancherorts passiert es) aber es hat keinen Sinn. Die Geister. Es ist eine Metaphysik. Vielleicht hat sie nichts mit Aristoteles zu tun. Vielleicht mehr mit Latour. Oder damit, was Christen „Glauben“ nennen? Oder einfach damit, dass Menschen, ein geistiges Leben haben.
Und das ist ein Punkt.
Es gibt noch einen anderen, den ich für wichtiger erachte. Und an Latour denken muss. In der modernistischen Beschreibung (ich weiß, das ist platt, aber eine Ausarbeitung würde zu lange dauern und zu viel Platz einnehmen) haben wir mit einer „fortschrittlichen“ Metaphysik zu tun. Mit einer Metaphysik, die sich an der kantianischen Theologie orientierte. Der Geist konnte nur ein heiliger sein. Oder seinen Platz in Testamentarischen Schriften haben. Daher auch der Glaube, dass der Glaube der Europäer etwas besonderes war. Vielleicht auch etwas fortschrittliches (wie auch immer die Modernisten unter uns den Fortschritt definieren).
Was ist also mit den Geistern? Nichts. Wir können sie suchen. Oder sie kommen nachts zu uns. Oder es ging um das Magische, das Wittgenstein beschrieb. Und manchmal ist es vielleicht sinnvoll in diese nichteuropäische Metaphysik einzutauchen. Und sie zu leben. Und die dortigen Geister besuchen.