SLOW DOWN. PLEASURE UP.
©by Yuki K.
„Ich mache was die anderen tun.
Und das ist nicht sehr viel“
Berlin langweilte Robert sehr. Er nahm einen Job als Reisebegleiter. So erkundete er halb Europa. Mit Rentnergruppen fuhr er nach Wien, liess sich in Moskau ablichten und schaute tanzenden Mädchen in Paris zu. Robert war schon immer sehr nett. Seine Schützlinge mochten ihn sehr.
In Venedig dachte Robert, der Job sei stupide. Er verliess die Reisegruppe an der Lagune. Mit einem Bus reiste er nach Nizza und dann nach Madrid. Hier traf er kurz Adrian. Robert kannte Adrian noch von der Sache in Cleveland, Ohio. Adrian freute sich sehr. Sie gingen kurz in die Bar PABLO PICASSO was trinken und besprachen alte Zeiten. Es war ein kurzer Besuch. Denn die spanische Polizei suchte überall nach ETA Terroristen. Sie verdächtigte alle und jeden. Robert fühlte sich unwohl. Und auch weil er Angst hatte, erkannt zu werden. Er besorgte sich falsche Papiere und verliess Madrid mit dem nächsten Flieger.
In London nahm er Kontakt zu John Davoy, dem bekannten Gesichtschirurgen. Schon länger dachte Robert über eine Gesichtsoperation nach. „Es lässt sich machen“ – sagte Davoy, dessen Eltern 1956 aus Indien nach England kamen auf Suche nach Arbeit. Davoy konnte es ihnen nicht verzeihen. Er hasste Gross Britannien wie die Pest. Alle Terroristen der Welt vertrauten ihm. Sie wussten. Er würde sie nicht verraten. Auch Robert war sich sicher.
In London erreichte ihn eine Nachricht aus Berlin. Man habe seine Wohnung durchsucht. Er sei in Gefahr. Robert wusste was zu tun ist. Er hatte keine andere Wahl. Jahrelange Erfahrung hat ihn erhärtet. Da er Geld brauchte, überfiel er die North Amerriccan Global Bank in London. Mit der Beute flog Robert über Prag und Budapest nach Teheran. Von dort fuhr er mit einem kleinem Auto Richtung China und verschwand für einige Zeit von der Bildfläche.
Es war der 17.05.2005 und niemand konnte sagen, wo er sich befindet. Der Mossad berichtete Roberts Spuren in Syrien gesichtet zu haben. Die CIA schickte Truppen nach Kuwait um von dort gegen Robert zu operieren. Man versuchte seine Geldoperationen zu verfolgen und sein Handy anzuzapfen. Vergeblich. Gleichzeitig nutzte der BND seine stets guten Kontakte zu Bagdad um an Informationen über Robert ranzukommen. Man vermutete ihn in Afghanistan oder Pakistan. Wobei man nicht sicher war, ob Robert mit dortigen Terrorzellen Verbindung aufgenommen hatte. Es war eher unwahrscheinlich. Hingegen etliche Terrorspezialisten in etlichen Frühstückssendungen und Guten-Morgen–Programmen etlicher Fernsehkanäle behaupteten, Robert sei in Wahrheit in Indonesien, auf den Philippinen oder in China.
Derweil verbrachte Robert seine Zeit in Cape Town. Er erholte sich nur langsam von seiner Gesichtsoperation und dachte darüber nach, sich niederzulassen. Er studierte Immobilienkataloge. Er hatte es satt immer auf der Flucht zu sein.
In Cape Town lernte Robert Janina kennen, ein junges Mädchen aus den Slums Johannesburgs auf der Suche nach sich selbst. Janina war immer in Eile. Sie hastete von Job zu Job und vom Abenteuer ins Abenteuer. Nachts beobachteten sie die Sterne von Roberts Apartment aus. Und an guten Tagen glaubte Robert die Antarktis sehen zu können. Weit, hinter dem Horizont.
Janina liebte Robert sehr. Sie sagte, er sei ihr einziger Halt. Eines Tages, nachdem sie sich geliebt haben, hielt sie seine Hand, schaute ihm in die Augen und fragte: „Sag mir, wer bin ich? Wer bin ich wirklich?.“ „Niemand.“ – antwortete Robert ernst – „Es gibt Dich gar nicht. Du bist nur ein Hauch der Zivilisation.“ Janina verstand es nicht. Sie wurde sauer und nannte Robert einen „Spinner.“
Nach 3 Monaten war Robert wieder fit . Er verliess Janina und flog nach Zürich. Hier löste er seine Konten auf. Er wusste, was zu tun ist. Doch bevor er es tat, wollte er es noch einmal erleben. Er wollte noch einmal seine geliebte Wüste sehen. Sie in sich spüren. Sie anfassen und berühren. Er reiste nach Kairo und von dort auf einem Kamel ostwärts. Richtung Libyen.
Der 21 September war ein schöner Tag. Der schönste in Ägypten. Der warme Wind vom Westen strich leicht über Roberts Haar. Ein Insekt brummte in der Nähe. Dann flog er weg. Man hörte NICHTS. Robert spürte es. Die Wüste. Sie durchdrang seinen Leib. Brach in ihn hinein. Nahm ihn mit sich und trug weg. Robert bewegte sich nicht. nur der leichte Wind berührte behutsam die Enden seiner Armhärchen. Er war ruhig. Vollkommen ruhig.
Die Schüsse kamen plötzlich. Sie trafen Robert direkt ins Herz. Zwei weitere in sein Kopf. Er war sofort tot. Sein Körper lag ausgestreckt. Nur die kleinen Photonen von der Sonne kommend durchrasten ihn mit Lichtgeschwindigkeit. Man sagt, sie sind Materie und Welle in einem. Robert konnte es nicht mehr feststellen. Die Photonen flogen weiter in die Tiefen des Weltraums.
Danach passierte nichts.
Der Kapitalismus hörte auf zu existieren.