Über Tropfen. Und das Fehlen des Ich.

 

Und vielleicht darüber, was es stattdessen gibt. Denn irgendetwas gibt es doch. Ein, tja, ein etwas. Oder? Oder doch nicht? Sicherlich, aber anders. Ich werde mich jetzt weit aus dem Fenster lehnen und behaupten (und Ihr entschuldigt mich bitte dafür), ich hätte es mal bei Derrida gelesen. Er sagte, das Ich eine Schwelle wäre, ein Punkt, durch den viele Eindrücke, viele Ideen kommen.

Wie gesagt, ich kann mich an den Kontext leider nicht mehr erinnern, doch fand ich die Idee gut. Das “Ich” als ein vieles, als ein Ergebnis der vielen Ideen, Eindrücke, Erlebnisse. Nur Fragmente. Die neu zusammen gesetzt werden. Und sich stets verändern. Und stets kommen neue Eindrücke hinzu. So dass der Prozess nie endet. So dass ich als Person, als “Ich” nie fertig bin, nie geformt. Und auf der anderen Seite verflüchtigt sich die Rolle, die “Ich” spiele, lediglich zu einer Schwelle.

Wenn es tatsächlich nich von Derrida stammen sollte (ich versichere Euch, ich habe seine Bücher auf der Suche durchforstet und in keinem etwas dazu gefunden, ich habe auf der anderen Seite die Recherche nicht zu intensiv betrieben) dann entschuldige ich mich an dieser Stelle.

Die Idee kam mir als ich neuerdings das Buch “Ein Regentropfen kehrt ins Meer zurück” von Abt Muho gelesen habe. Das Buch ist schon einige Jahre Alt, doch die alte, buddhistische Idee, dass es kein “Ich” gebe ist stets aktuell. Hier ist die Betrachtung eine ein wenig andere. Zumindest in den Worten von Muho. Das Ich ändert sich. Es ist ebenfalls ein Teil der Welt und “Ich” war ein anderer im Jugendalter als ich jetzt bin. Das “Ich” setzt sich aus verschiedenen zusammen, das ist der Grund dafür, dass es “Ich” nicht gibt. Es existiert nicht als Schwelle sondern in verschiedenen Formen. Und das Ich, das diese Worte jetzt schreibt ist ein anderer Teil als das Ich, das liest, läuft, Rad fährt, GTA zockt.

Ich fand noch einen dritten Gedanken, eine andere Idee, die ich bereits hier erwähnt habe. Das ist die Idee, das das “Ich” im koreanischen (aber auch im japanischen) nicht existiert. Zumindest nicht in der Form in der es in den indogermanischen Sprachen existiert. Dies macht es einfacher, das eigene Denken vom Ich weg zu steuern und sich auf die Welt um einen herum zu konzentrieren. Das macht das Leben anders. Und vor Allem lässt es einen die Last des Ich vergessen. Und leichter sein. Und sich nicht sorgen.

Und der Tropfen? Nichts. Schaut auf den Titel.

 

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