Liebe

„Liebe? Ist doch nur Chemie, das vergeht so nach 6 bis 8 Monaten. Hehe. Sowas gibt’s nicht. Wozu darüber nachdenken?“ – Martin schien in Gedanken verloren zu sein.

„Na ja, ich sehe es ein wenig anders“ – entgegnete Christian. Dabei schaute es aufs Wasser. Da war ein kleiner Punkt, als wenn jemand auf dem anderen Ufer sässe und Feuer machen Würde. Für eine Weile bewegte sich der Punkt. Kam näher. Doch es war unmöglich. Die ganze Gegend war menschenleer. Christian interessierte sich für den Punkt nicht mehr. Er trank ein wenig Bier.

„Ich meine, ich sehe es kulturell. Die Vorstellung, dass Du jemanden lieben solltest basiert lediglich auf der kulturellen Konditionierung. Agápe kann sowieso kein Mensch.“

Der Punkt kam jetzt immer näher. Das einzige was zu hören war, war der leichte Wind. Doch der Punkt war immer noch da. Sie beachteten ihn nicht. Vielleicht ein Stern.

„Das stimmt, Jungs“ – Jule bemerkte den Punkt gar nicht, sie nahm Christians Bierflasche und trank ein wenig daraus – „obwohl ich denke, es ist eine Mischung aus beidem. Du verliebst Dich um Dich fortzupflanzen, deswegen spürst Du da Sachen. Daraus was großes zu machen, das ist die Frage der Konditionierung.“

Es war ganz still, nur das Feuer war zu hören. Und ein Knacken an der alten Hütte in der sie wohnten. Jule band ihr blödes Haar zu einem Knoten. Und der Punkt war immer noch da. Als wenn jemand mit der Taschenlampe laufen würde. Doch Schritte waren nicht zu hören. Ein gefallener Engel?

„Jedenfalls muss ich einen Typen mögen, bevor ich ihn vögle.“ – sagte sie.

Ganz leise begann es zu regnen. und sie wusste nicht, spürte sie Martins Hand oder war es der regen. Jedenfalls hatte sie Gänsehaut. Und ein komisches Gefühl im Bauch. Bestimmt ein Engel.

©M. Kuliniec

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