Hunger. And the Pine

Denn manche Entscheidungen haben keinen Grund. Oder sie erscheinen uns nicht vernünftig. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten verspüren wir manchmal den Hunger nach Schmerz. Oder auch nicht.

Donald Davidson behauptet in seinen Analysen zur “Handlung und Ereignis”, dass zu einer Handlung eine “Proeinstellung” notwendig sei. Der handelnde Mensch muss diese Handlung auch ausführen wollen. So weit so gut. Ich kann mich auch zerstören wollen. In diesem Kontext hätte ich dann eine “Proeinstellung” zum Schmerz oder zur Zerstörung. Ich tue etwas, weil ich es tun will (in Wahrheit ist Davidson ein wenig komplizierter, manchmal, sagt er, machen wir Dinge nicht, obgleich wir sie machen wollen). 

Aber die positive Einstellung?

Und das scheint mir das erste Problem zu sein in Davodsons Analyse. Bei dem Begriff “Pro – Einstellung” gehen wir von einer positiven Eistellung zu etwas. Ich kann aber eine negative Einstellung zum Schmerz haben und dennoch den Schmerz verlangen (nicht jetzt gleich auf BDSM kommen, der Schmerz kann auch psychisch sein, wie bei “pine”).

Im Übrigen geht die Spieltheorie von einer ähnlichen Prämisse aus. Ich entscheide mich für eine Handlung, weil ich etwas gewinnen kann. Anhand eines Entscheidungsbaumes können wir dann den Entscheidungsweg nachverfolgen und aussagen, dass Spieler A sich so und nicht anders entschieden hat, weil er gegen den Spieler B hat gewinnen wollen. 

Entscheidungen, menschliche Entscheidungen werden stets als “positiv” bewertet. Haben wir uns negativ entschieden, gibt es zwei mögliche Auskünfte: Wir haben falsch gespielt (also das Spiel nicht verstanden) oder wir handelten unvernünftig

Aber die Vernunft?

Es ist tatsächlich der zweite Begriff, den Davidson benutzt (ohne ihn richtig zu definieren). Entscheidungen können hiernach vernünftig oder unvernünftig sein. Wir als Betrachter der Spieler sollen diese Entscheidungen dann auf diese Weise bewerten.  

Vernunft ist ein Begriff, den Kant sehr gerne nutzte. Zu Einem um Menschen von Tieren zu unterscheiden (in diesem Sinne ist seine Theorie sehr Humanzentriert – ich erlaube mir den Begriff aus seinem Businesskontext für meine Zwecke zu entführen und ihn Kant zuzuschreiben, was in gewissen Weise die Schwierigkeit der Vernunft aufzeigt, weil sie nicht negativ besetzt werden muss, vielleicht ist sie der falsche Begriff). 

Zum anderen um seinen egozentrischen Standpunkt zu untermauern (das ist jetzt sehr verkürzt, doch es sollte keine Arbeit über Kant werden). Kant sieht die Welt mit dem Blick eines vernünftigen Mannes. Er bezieht in dem Blick nicht die Gesellschaft und auch nicht die anderen gesellschaftlichen Gruppen. Alleine die Vernunft entscheidet, welche Handlungen vernünftig und welche nicht vernünftig sind. 

Aber der Hunger!

Die Unterscheidung zwischen Tier und Mensch wird später auch Davidson wiederholen. Tier (aber auch die Natur) können nicht vernünftig agieren, da ihnen die Vernunft fehlt. Auf diese Weise kann der vernünftige Mensch den Wald nicht als intelligentes Wesen betrachten, das sehr wohl Entscheidungen trifft, sich verteidigt und Interessen hat (auch im Sinne einer Spieltheorie). Sondern als Ansammlung von Bäumen mit irgendwelchen Tieren drin. 

Was passiert mit Menschen, die dennoch unvernünftige Entscheidungen treffen?Wenn unser Handeln uns keinen Gewinn bringt? Oder der Gewinn so abstrakt ist, dass wir ihn nicht leicht erkennen? Laufen wir weg, kann ein Gewinn leicht identifiziert werden, da unterstellt wird, dass wir „zum Besseren hin“ laufen. Was ist aber, wenn wir vermeintlich „ins Verderben“ laufen? Wenn wir uns zerstören wollen. Wenn wir Hunger nach Schmerz verspüren? Wenn unsere Handlungen uns nichts bringen? 

Foucault hat die Vernunft der Handelnden mit der staatlichen Gewalt in einen Zusammenhang gebracht. Die Frage natürlich wäre, ob staatliches Handeln ebenfalls stets für vernünftig gehalten werden kann. Dies ist jedoch eine ganz andere Frage. 

Aber der Schmerz?

Oft werden Wünsche nicht ausgesprochen. Und oft sind es Gefühle, die uns leiten. Sie werden nicht nur nicht ausgesprochen. Sie werden nicht formuliert. Oft agieren Menschen nicht vernünftig (im Sinne Kants und ich denke auch Davidsons). Oft wollen sie den Schmerz spüren. 

Hunger of the Pine (Link führt zu YouTube, YouTube kann Cookies sammeln auf die wir keinen Einfluss haben): https://www.youtube.com/watch?v=dCCXq9QB-dQ

By alt-j

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