Betrachten wir die Zeit, so können wir feststellen, dass sich alles stets verändert (es ist keine semantische Frage an dieser Stelle, sondern eine Feststellung). Unabhängig der Definition der Zeit, die wir benutzen, um die Welt zu beschreiben, können wir der Veränderung folgen.
Doch nicht immer.
Manche Veränderungen sind mit den Sinnen nicht sofort zu erfassen. Es ist meist die Erfahrung, die uns sagt, dass wenn die Blätter gelb werden und Tag für Tag es ein wenig kälter wird, dass da wohl der Herbst kommen wird. Es sind wissenschaftlich erfasste Daten, die uns sagen, dass wir ganz langsam, Schritt für Schritt auf eine Klimakatastrophe zusteuern.
Es sind die kleinen Veränderungen in der Gesellschaft, mikroskopische Bewegungen, vielleicht der Satz, der ein Politiker sagt, eine Meinung, die sich nur ganz unwesentlich verändert hat, die eine Revolution auslösen können.
Es ist die Zeit, in der die Veränderung verlässt, die eine Veränderung verursacht. Die Zeit, die außerhalb dessen liegt, was wir den “menschlichen Maßstab” nennen. Die Zeit, die von unseren Sinnen nicht erfasst werden kann. Erst wenn wir die Veränderung in der Gänze betrachten, dann können wir den Ausmaß der Veränderung festhalten. Aber dann ist es oft schon zu spät. Und die Welt um uns herum ist bereits eine andere.
Auf diese Weise können Imperien untergehen, Diktaturen errichtet, Zivilisationen auseinander brechen.
Der Verfall lässt sich erst im Nachgang betrachten.
Warum Heraklit? Er beschrieb die Veränderung. Und vielleicht ist es auch sein Vermächtnis, dass wir erst große Veränderungen sehen und nicht die ganz kleinen, die unsichtbaren. Vielleicht sind wir kulturell so konditioniert, dass wir die großen Revolutionen sehen, ihre Höhepunkte. Aber nicht die kleinen Schritte, die zur Veränderung führen. Den Moment, als die Mayas beschlossen ihre Städte zu verlassen aber nicht die vielen kleinen Momente, die zum Niedergang ihrer Zivilisation führten. Nicht die Veränderungen in der Gesellschaft. Und in der Natur.
Der Herbst kommt. Alles wird sich ändern. Und wir werden nie zurück kommen.