Felix Gonzalez Torres zeigte im Jahr 1991 auf Werbetafeln in Manhattan das Foto eines verlassenen Bettes. Gegenräume. Heterotopien. Und berief sich dabei auf die Idee Foucaults. Adam Ziajski zeigt uns in seinem Film „Obecność Obowiązkowa“ eine Wohnung. Für Foucault hat ein Bett verschiedene Bedeutungen. Es kann eine Utopie werden. Ein Zufluchtsort. Ort der Erinnerungen. Eine Wohnung ist ebenfalls eine Heterotopie. Ein Ort, der seine Bestimmung ändern kann. Und darüber erzählt der Film. Über die Wohnung, die gleichzeitig Schutz bietet. Deren Bedeutung sich aber auch rasch ändern kann. In dem Film beobachten wir einen Mann, der die Wohnung nicht verlassen kann. Nicht verlassen darf. Denn die Bestimmung der Wohnung hat sich verändert. Sie soll, um den Bewohner zu schützen, nun ein geschlossener Ort werden. Ein Ort, den er nicht verlassen kann. Eine Heterotopie. Die ständig ihre Bestimmung verändert. Adam Ziajski untersucht diese Veränderung in seinem Film.
Gilles Deleuze beschreibt in Postskriptum Über die Kontrollgesellschaft den Zustand einer….. ja… Gesellschaft, die, vornehmlich aus Sorge um die Gesellschaftsmitglieder, Machtansprüche stellt. In Adam Ziajskis Film versagen diese Gesellschaftlichen Reflexionen. Der Bewohner der Wohnung kann / darf sie verlassen. Doch nicht wegen eines Gesundheitsversprechens. Nicht als eine Geste der Freiheit. Sondern als Zwang.
Ist es also ein Film über Freiheit? Hier wird die Freiheit zur Pflicht. Ein Akt (und nicht mehr ein Ort) bekommt eine andere Bedeutung und wird ebenfalls zur Heterotopie. Einer ortlosen, sagen wir, nomadischen Heterotopie. Und vielleicht darüber berichtet der Film. Über die nomadische Natur der Utopien, der Dystopien, der Heterotopien. Über den Nomadismus als einen permanenten Zustand. Auch wenn dieser in einer Wohnung stattfindet.
Der Film ist sehr zu empfehlen. Als Kurzfilm läuft er derzeit auf Festivals. Hier kann der Trailer (Polnisch, mit englischen Untertiteln) betrachtet werden (externer Link zur YouTube Seite)