Langsame Bewegungen in der Luft

Ok, in Wahrheit ist es über QiGong

QiGong. Habe ich schon lange nicht mehr geübt. Ich habe mich auch immer gefragt, was es denn bringen sollte? Langsame Bewegungen. Nach links. Dann nach rechts. Dann wieder nach links. Und immer drauf achten, wie der Fuß auf dem Boden aufsetzt. Berührt es den Boden? Ganz? Oder nur ganz leicht, mit den Zehen? Gar nicht?

Ich habe sehr lange gebraucht, um den Sinn der Atmung im QiGong zu verstehen. Dass ich bei der Übung aus und einatme. Also noch mal, nach links, ausatmen, zurück, einatmen. Nach rechts, ausatmen und zurück, einatmen. Irgendwann mal machst Du es von alleine. Du atmest im Rhythmus der Übungen. Du machst es. Nichts weiter. Anfänglich ist es schwierig: Du musst an die Übung denken, an die Figuren, die Du mit den Armen, Beinen, Füssen und Händen machen musst. Die einfachsten Sachen, wenn Du einen Berg weg schiebst (nach links, dann nach rechts und denke an die Atmung!). Bis zu den komplizierten, mit Seitenschritten. Und wenn Du dazwischen eine Kugel in der Hand hältst.

Und dazwischen? Dazwischen stehst Du nicht wie der Ochse aus der alten, chinesischen Sage. Dazwischen denkst Du am Anfang an die Bewegung, daran, was Du machen sollst. Das ist dazwischen. Dazwischen lernst Du eines Tages, dass Du Deine Bewegungen schön machen sollst. Dass es mehr Spass macht, wenn Sachen schön, mit einer gewissen Ästhetik gemacht werden denn nur so. Plump. Es geht um die Ästhik, die auch beim Go — Spiel wichtig ist.

Was haben wir davon? Nichts. Letztendlich sind es schöne Bewegungen in der Luft, die morgens in China verschiedene Menschen durchführen. Nicht mehr. Es ist das Gefühl, sich morgens mit Ästhetik zu befassen, den Boden zu berühren, vielleicht für eine Viertel Stunde sich zu bewegen, eine Mitte zu finden. Wir haben alles davon.

 

Ich bin wer ich bin.

Wer bin ich?

Das ist die erste Frage. Und gleichzeitig die Antwort, ohne Zweifel, ohne auch nur darüber nachzudenken. Ich bin Ich. Ich weiß, wer ich bin, denn ich bin ich. Immer gewesen. Das jedenfalls behauptet Major Mira von sich. Sie denkt, sie wisse, wer sie ist, auch wenn sie es nicht mehr ist. Also ich. Sie ist etwas weniger, ein Haufen Gehirnzellen, die, irgendwo in den Tiefen ihres synthetischen Gehirns mit ihrem künstlichen Körper verbunden sind. Sie machen ihre Erinnerungen aus, sie sind es auch die sie als die definieren, die sie ist. Mira. Mehr braucht es doch nicht um sich als Mensch zu fühlen. Oder? Es reicht vollkommen aus zu wissen, dass ich Zitronensorbet nicht mag und Erdbeeren immer ohne Sahne esse. Das bin ich. Das ist Major Mira.

Doch was bedeutet es?

Nichts. Es hat nichts zu bedeuten. Das Problem, das ich habe ist dies: Major Mira, also der menschliche Teil von ihr in der aktuellen Verfilmung des Animes “Ghost In The Shell” ist auch mit ihren einigen wenigen menschlichen Zellen nicht sehr originell. Es ist nicht so sehr ihre Schuld. Es liegt viel mehr an der recht langweiligen Verfilmung. Das ich bedeutet nichts. es ist vollkommen austauschbar. Gegen andere Erinnerungen, gegen andere Gefühle, gegen andere Erlebnisse. Die ähnlich sind wie die Major Mira. Liebschaften, vielleicht verletzte Ehre, einfache aber öde Gefühle, die einen Menschen, eine Person eher nachahmen sollen, denn sie zu zeichnen.

Und wozu das ich?

Und wozu? Und es geht auch nicht um die verunglückte Zeichnung der Persönlichkeit unserer Major Mira, die bereits zu diesem Zeitpunkt von einem Virus befallen ist, der in ihr Gehirn, der ihr “Ich” befallen hat. Hier geht es mir um eine andere Frage. Um die Frage danach, ob wir generell so etwas wie das Ich benötigen um in der Welt zu existieren.

Zu einem wäre da Derrida, der festgestellt hat, dass das ich eher einer Tür gleichen sollte, durch die die Welt, die Erlebnisse durchgehen (ich bin mir nicht wirklich scher, wo er das gesagt hat, ich habe die dunkle Ahnung, dass er es nicht wirklich über ein Ich gesagt hat, sondern über eine Stadt, darüber, dass die Stadt eine Türschwelle ist, durch die die Geschichte durchgeht, doch es spielt keine Rolle, denn der Gedanke zählt und ich fand es eine nette Metapher, zumal Derrida es in einem Interview gesagt hat und nicht in einem seiner zahlreichen Bücher geschrieben).

Zum anderen ist da die Beschreibung der Welt. Vom Ich ausgehend müssen wir die Welt anders beschreiben, als wenn wir auf das Ich verzichten. Han sagt, die koreanische Sprache kenne kein Ich, das Meer erscheint einem, er sehe es nicht. Die Sprache konditioniert das Denken – wir formulieren Gedanken in der Sprache, auch wenn wir diese nicht immer in Worte fassen, so folgen wir stets der genutzten Sprache wenn wir denken. Würden wir die Welt anders erfahren, wenn wir ohne ich diese denken würden? Wahrscheinlich. Lasst es uns machen. Lasst uns ein Experiment starten und die Welt betrachten, ohne “Ich” zu benutzen. Schreibt bitte die Erfahrungen in den Kommentaren.

Und ohne Ich?

Major Mira hat es nicht. Doch sie denkt, sie habe eins. Doch zu diesem Zeitpunkt ist sie längst vom Virus befallen. Wie zeigt es sich? Ganz komisch. Mira sieht Bilder, erinnert sich an Szenen, die sie glaubt nie erlebt zu haben. Es wird komisch. Immer komischer. Doch sie ist Mira. Major Mira von der gefürchteten Sektion 9 des Innenministeriums. Mira kann es nicht einfach auf sich beruhen lassen. Sie geht den Weg, sie geht den Pfad und sucht nach sich selbst. Bis sie es verliert.

In dieser Geschichte bekommt Major Mira ein völlig neues Ich. Aber dazu werde ich später noch kommen. Denn das Ende ist zu spannend als wenn ich es hier nur kurz behandeln würde.

Und ohne ich?

Genau. Denn was ist es? Das Ich? Nicht viel mehr als ein Werbespruch. Ich weiss wer ich bin wird gnadenlos von der Werbeindustrie ausgeschlachtet um es als Konsumenten zu definieren. Als etwas, das sich nach Belieben formen lässt, durch das wir erst Produkte begehren, von denen wir vorher gar nicht wussten, dass es sie gibt. Das ich wird gehackt. Und es wird als das Objekt kultiviert. Als das Objekt, das gehackt werden kann. Deswegen sollten wir es haben, wir sollten es hegen und pflegen. Und zusehen, dass es mehr davon wird, dass es sich auf die ganze Welt ausdehnt. Das ich.

Und je mehr wir davon haben, vom ich, je grösser und weiter es ist, je mehr Welt es für sich beansprucht, unser ich, desto mehr merken wir, wie weniger wir werden, bis das ich bleibt und wir als Mensch ganz verschwinden.

 

Der Text ist Teil eins einer kleinen Serie über Ghost In The Shell, die hier demnächst erscheinen wird.

 

Vampire

Dafür, dass wir am Wochenende keinen Artikel rausgehauen haben, möchte ich mich bei Euch mit einem kleinen Tipp revanchieren. Es geht um die Vampire. Eigentlich geht es um Musik, die dahinter stecket und um die Idee, doch lasst es mich beschreiben.

Blood Bitch von Jenny Hval kam am 30. September 2016 heraus doch ich habe gewartet. Es war irgendwann im November als ich das Album tatsächlich runter geladen habe. Ich war sehr skeptisch: Jenny Hval und Herbst, es konnte keine gute Verbindung werden. Dann habe ich noch einige Zeit damit gewartet und dann habe ich irgend wann im kalten Herbstwind die Musik angemacht. Und rein gehört. Und nichts. Beziehungsweise doch etwas, aber nicht das, was ich erwartet habe. Es war nicht die schön – traurige Jenny Hval, keine Innocent is Kinky sondern etwas völlig anderes.

Die Musik ist zugänglicher. Jemand hat “poppiger” geschrieben, was doch nicht ganz so stimmt, es ist… zugänglicher. Es ist hörbarer. In dem Sinne, dass ich mich dabei ertappte, die Melodien nach einigen Tagen mit zu nippen.

Es wurde dann zu einem kleinen Ritual: Mit Jenny Hval´s Album spazierte ich jeden Tag, ich ging die selbe Route, nicht meditierend, wie ich es hier beschrieben habe sondern ganz einfach so. Könnt Ihr dann das Gefühl? Wenn Ihr Musik intensiv an einem gewissen Ort hört, dann erinnert Euch der Ort an die Musik, dann brennt sie sich da hinein. Dann ist sie präsent und kommt zu einem auch danach. So war es jedenfalls mit mir.

“Wovon handelt das Album, Jenny?” – fragt eine Frauenstimme. “Von Vampiren” – antwortet Jenny. Es ist tatsächlich so, das Album ist von Vampiren bevölkert. Und nicht nur.

Als wir den Namen für den Blog gesucht haben, hatte ich wohl noch Musik in meinen Ohren. Und die Antwort auf die Frage, wovon das Album handele. Jenny Hval ist live zu sehen. Auf Arte.

 

Gehmeditation

Gehmeditation. Meditation im Gehen. Der meditierender geht und zählt seine Schritte. Mache ich es so? Nein. Es ist viel zu langweilig.

 

Das Gehen ist eine sehr wichtige Tätigkeit. Erlaubt es einem in sich zu versenken. Dank der Bewegung erlaubt es auch sich recht rhythmisch zu betätigen. In dem einer geht kann er sehr schnell in Mediation verfallen. Das ist sehr gut.

Die am meisten verbreitete Methode ist die, dass der meditierende dabei seine Schritte zählt. Eins, zwei, drei… Oder seine Atmung. Eins, zwei… Nach einem Kilometer ist es langweilig. Alternativ kann man natürlich auch immer von Vorne anfangen mit dem Zählen. Ist es interessant? Nein. Glaubt mir, Ihr werdet es nach einiger Zeit hassen. Natürlich werdet Ihr nicht denken – worüber auch, Ihr werdet mit dem Gehen und mit dem Zählen beschäftigt sein. Und vielleicht auch mit dem Atmen. er weiss. Doch Ihr werdet nie in einem Hier und Jetzt. Bestimmt nicht im Jetzt. Auf keinen Fall. Also was tun.

Wenn ich gehe, versuche ich stets relativ schnell zu laufen. Und immer die selbe Strecke. Es hört sich bescheuert an. Ich weiss. Doch dann kann es sehr spannend sein. Zunächst, dadurch dass die Strecke immer die selbe ist, kann ich sie mir merken. Ich muss mich nach dem zweiten oder dritten Mal nicht mehr mit der Frage beschäftigen, wo ich gerade bin. Es ist nicht was anderes da: ich weiss ungefähr, wie lange ich laufen werde. Für fünf Kilometer sind es ca. 50 Minuten. Das ist ok, denn ich will keine grossen Rekorde brechen. Ich will einfach nur gehen.

Also habe ich auch keine Apps, die meine Geschwindigkeit oder sonst was messen würden. Auch brauche keine Anfeuerung. Wie gesagt, es geht darum, zu gehen. Dann, das finde ich auch wichtig, versuche ich in dem ganzen Gehen einen gewissen Rhythmus, auch auf den Tag bezogen, einzuhalten. Ich gehe meistens abends. Wenn ich gehe. Und dann das letzte, aber das wichtigste auch von dem gehen: es ädert sch. Alles ändert sich um einen herum. Doch dazu kommen wir später.

Wie mache ich es, wenn ich nicht zähle. Und wie viele Schritte wären es dann? Keine Ahnung. Auf keinen Fall die von verschiedenen Wissenschaftlern als Tagespensum beschrieben werden. Es sind weitaus wenige. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie viel 10.000 Schritte sind? Ich weiss es nicht.

Also, was tue ich? Dasselbe, wie bei der Sitzmeditation. Ich konzentriere mich auf meiner Atmung. Doch ich versuche sie nicht zu zählen, meine Atemzüge. Ich mache sie einfach. Und zwar bewusst. Ok, ich nutze das Wort, achtsam. Ich mache sie achtsam, das heisst, ich bin mir des Ein- und Astamens bewusst.

Es gibt noch einen Punkt. Den wichtigsten. Es ist dann nicht nur die Atmung. Es sind die Geräusche, der Duft und die Bilder, die ich wahrnehme. Und dadurch, dass ich nicht denke, dass ich meine Gedanken weg schicke, präge ich es mir nicht ein. Es ist dann jedes mal was neues, etwas spannendes. Und es stört mich nicht, dass ich immer im Kreis laufe. Es ist dann sogar sehr befreiend.

Und das wichtigste. Ich bin in hier und jetzt. Ich bin einfach da. Ich gehe. Ohne zu denken. Ich meditiere dabei. Versucht es selbst. Es ist sehr gut.

Robotermeditation

Können Roboter meditieren? Nein. Auf keinen Fall. Was würden sie denn machen, würden sie meditieren? Aber sie können Go spielen. Manchmal. Und einige von ihnen gewinnen sogar. Wie AlphaGo letztes und dieses Jahr wieder. Und bei Go, da geht es nicht bloß um das spielen. Es geht auch nicht darum, Steine richtig zu setzen. Es geht um die Leere. Und darum, diese zu füllen. Darum auch, es schön zu machen. Mit einem Elan, der Robotern fremd sein müsste. Und das schaffen sie nicht.

Denn Roboter können ja nur das wiederholen, was ihnen die Menschen beibringen. Oder? Folglich können sie auch nicht selbständig denken. Und was würden sie denn während der Meditation machen? Nichts. Sie wüssten gar nicht, was sie damit anfangen sollen. Denn Roboter (ich meine damit auch Software und nicht ausschliesslich die Form der Hardware von der sie umgeben ist), sie sind nur so gut, wie gut sie programmiert sind. Sie können zwar einfache Befehle ausüben, selbst etwas machen, können sie nicht.

Und das wäre doch die Meditation. Es ist eine Versenkung in sich selbst. Die Beschäftigung mit dem eigenen Atem, und der Versuch, eigene Gedanken vorbei ziehen zu lassen, ohne sich ihnen hinzugeben. Meditation, das wäre nach dem Zen ja, hier und jetzt zu sein. Voll und ganz. Gepackt mit Sensoren. Das Gespürte, ja, zu spüren ohne sich allzu viele Gedanken darüber machen zu müssen. Das können Roboter ja. Sie sind. Hier und Jetzt. Einfach nur da. Ohne viele Gedanken. Sie haben Sensoren und können Daten sammeln. Können sehen, spüren, auch riechen. Sie können hören.

Und was ist Go? Eine Meditation ist es nicht. Aber darum geht es jetzt nicht. Die Frage ist, was hat AlphaGo gewinnen lassen. Und warum überhaupt Go? Go ist nicht nur einfach ein altes Spiel das Zuschauer zum Nachdenken einlädt. Es ist auch sehr komplex. Jeder Zug bietet unzählige Möglichkeiten. Deswegen war es viele schwieriger denn im Schach gegen Menschen zu spielen. Bis jetzt. Bis zu dem Zeitpunkt in dem AlphaGo anfing, durchaus menschliche Züge zu spielen. Nicht die effizientesten, aber so gesetzt, dass Lee Sedol aufstehen musste.

Können Roboter meditieren? Ja. Sie machen ja nichts anderes während sie auf deine nächste Bestellung bei AmazonGo warten. Dort spüren sie, was Du kaufen wirst. Noch bevor Du es weisst.

 

Nicht Schreiben

Denn wozu schreiben? Überhaupt. Und wäre es nicht viel interessanter zu schweigen? Von selbst. Nichts mehr zu sagen. Was würde dann passieren? Es würde nichts wesentliches passieren.

Wenn wir schweigen, wobei ich nicht nur das Nicht-Sprechen sondern auch das Nicht-Schreiben mit beziehe, dann passiert zunächst nichts. Unsere Gedanken fliessen vor uns hin, wir teilen diese mit anderen nicht. Schweigen wir länger, kann es sehr wohl Auswirkungen auf uns haben. Es hat aber keine weiteren Auswirkungen auf das Publikum. Es wird uns vergessen und eines Tages nicht mehr wahr nehmen. Und unser Schweigen wird im allgemeinen Gewirr der Stimmen, im täglichen Übermaß an Informationen, an Bildern und Ideen unter gehen. Dann wird es ganz in Vergessenheit geraten. Und es wird immer noch nichts passieren.

Deswegen ist das Schweigen an sich keine Lösung. Denn es ist nicht die Leere, die es hätte bieten können. Dafür ist es zu leise. Doch es gibt einen Ausweg. Er besteht darin, im Redefluss Pausen anzulegen. Vielleicht auch das, was Han “das Zögern” nennt, das uns bei unseren täglichen Aktivitäten vom Computer unterscheidet. Eine Pause, die dann auch länger sein darf. Die aber als solche erkennbar ist. Kommt es Euch nicht auch bekannt vor? Die Pause, die man macht, wenn man überlegt, was man als nächstes tun möchte.

Es gibt noch ein anderes Schweigen. Es ist das Schweigen, das die Gedanken anderer hinein lassen soll. Das Schweigen, das bewusst als Redepause genutzt wird um dem Gegenüber Gelegenheit zu geben über das Gesagte nachzudenken. Die Pause ist dann sehr wohl leer, sie ist als Ort gedacht, die Gedanken kommen lässt, als Ort, das gefüllt werden soll und will, als Raum für Begegnung. Als Leere. Nicht als Vakuum des ewigen Schweigens.

Ein drittes ist vielleicht das verlegene Schweigen. Wenn einer nicht so viel zu erzählen hat. Dann schweigt er lieber.

Ihr habt bestimmt mitbekommen, dass in der letzten Zeit weniger Artikel von uns erschienen. Die Pause füllten wir mit Ankündigungen und Terminen. Jetzt möchten wir das Schweigen wieder brechen. Bestimmt auch um wieder gehört zu werden und dann mal wieder schweigen.

 

Töne. Und das Blurred Edges Festival

Manchmal macht es “Boom”. Und das ist der Moment in dem Du etwas verstehst. Ich würde nicht so weit gehen und es “Erleuchtung” nennen. Denn es geht vielleicht nur darum, sich etwas ganz elementares vor Augen zu führen.

Vielleicht etwas, wie den Satz, der besagt, dass aus dem Geräusch eines Jets Musik werden kann, ja etwas sehr schönes. Es ist die Frage der Aufnahme des Geräusches. Und die Frage der Achtsamkeit, die Frage danach, wie ich es aufnehme und nicht unbedingt die Frage danach, wie ich es definiere. Auf diese Weise ist kann auch ein Tropfen Musik machen. Die Frage wäre dann, was mehr Pop ist: ein Tropfen, das unhörbar ist oder der Jet, der an mir vorbei fliegt?

Heute beginnt in Hamburg das Blurred Edges Festival, das Festival für aktuelle Musik. Vielleicht kann die Frage dort entschieden werden. Vielleicht wird es “Boom” machen. Oder auch nicht.

Ein Besuch ist es wert.

Hier das Programm:

http://www.vamh.de/index.php?what=blurred_edges&year=2017&sub=concerts

Japan – Filmfest Hamburg

Vor einigen Tagen hat mich jemand gefragt, was ich am japanischen Kino so interessant finde. Ich weiss es nicht. Das war meine Antwort. Ich weiss es nicht, weil ich zu wenige japanische Filme gesehen habe. Ok. Kurosawa, würden alle rufen. Klar. Kurosawa kennen viele, wen nicht fast alle, doch das wäre dann auch alles. Woran ich denke ist noch Tōkyō monogatari, sowie die weiteren beiden der Noriko – Trilogie Ozu´s. Und dazu fällt mir die Ruhe, die Gelassenheit, die der ganze Film ausstrahlt. Es ist mehr eine Meditation, ein Nachdenken über den Film als ein Film selbst. Das ist es, was ich an japanischen Filmen so mag. Nicht, dass sie anders sind, sondern das wie sie anders sind. Und dass sie, ja, gelassen sind. Am Mittwoch startet in Hamburg das 18. Japan – Filmfest.

Was wählen? Wie gesagt, ich habe keine Ahnung. Michihito Fujii ist schon ein interessanter Regisseur, am Mittwoch gleich wird Innocent Blood bei Metropolis gezeigt. Vielleicht einige der Animes und der ein oder anderer Dokumentarfilm. Evtl. das Stück über Fukushima, die vergessene Katastrophe. Kann sein.

Ich glaube aber auch dann werde ich nicht sagen können, was ich am japanischen Kino so mag. Es geht aber auch nicht darum. Es zu mögen reicht vollkommen aus.

 

 

 

Gedanken betrachten

Kann ich meine eigenen Gedanken betrachten? Ja. Sicherlich. Bestimmt kann ich es tun nur wozu ist es gut? Zunächst, weil sie einem ganz anders vorkommen, wenn sie betrachtet werden als wenn sie gedacht werden. Es ist ein wenig so, als wenn ich mein Bein beim Gehen betrachten würde. Mein Bein geht, er geht sogar ohne, dass ich etwas dafür tun muss. Doch wenn ich ihn betrachte, werde ich mir meines Beines bewusst. Kenn Ihr das Gefühl? Ganz krass wird es mit Wunden. Wenn Ihr Euch verletzt aber die Wunde nicht seht, ist es nicht manchmal so, dass diese erst dann anfängt zu schmerzen, wenn Ihr sie seht? Seht Ihr? So ist es mit Euren Gedanken.

Wozu ist es gut, seine Gedanken zu beobachten? Eben deswegen. Um sich der Gedanken bewusst zu werden. Nicht nur der Wunden und der Beine sondern eben auch der Gedanken. Wenn Ihr nämlich versucht zu meditieren, werdet Ihr feststellen, dass Ihr unentwegt denkt. Der Kopf denkt für Euch ohne, dass Ihr selbst denken müsst. Versucht es. Nur für einen Moment. Macht die Augen zu und versucht nicht zu denken. Ihr werdet sehen, es klappt nicht. Und das ist das Problem dabei. Ihr denkt unentwegt. Immer. Wie könnt Ihr es umgehen?

Als ich mit dem Meditieren anfing, da machte ich einen Fehler. Es gibt sehr viele Fehler, die man als Anfänger machen kann, doch wenn man ungeduldig ist oder sehr jung, wie ich damals, dann macht man eben diesen Fehler: Ich versuchte nicht zu denken. In dem Versuch war ich so verbissen, dass ich nicht dazu kam, zu meditieren. Und das war mein Fehler.

Wie könnt Ihr den Fehler umgehen? Eben, in dem Ihr Eure Gedanke beobachtet. Es ist an sich sehr einfach, wenn der meditierende weiss, wie es geht. Nämlich mit dem Atmen. Wenn Ihr Euch beim Meditieren auf Euere Atmung konzentriert, auf jeden einzelnen Atem, wenn Ihr es als Euren Anker in der Meditation betrachtet, wird das mit der Beobachtung der Gedanken schon klappen.

Doch das ist nicht alles. Anders als Beine oder Wunden können Gedanken fies sein. Hinterhältig. Sie tarnen sich. Nicht als Gedanken, als Träume. Davor warnt Meister Katsuaki Sekida, wenn er Zaren Übungen beschreibt. Davor warnen auch andere. Sekida sagt, es gebe zwei Arten von Gedanken. Die einen, es sind Gedanken. Die wir so auch erkennen können. Die wir kennen, weil wir sie haben. Die andere Art der Gedanken sind Tagträume. Und die sind sehr trügerisch. Kann der meditierende doch in einen solchen verfallen.

Keine Sorge. In diesem Fall hilft Euch der Atem. Ihr schaut Euch den Gedanken an, ihr beobachtet, was für ein Gedanke es ist. Und dann, dann kehr Ihr ganz behutsam zu Eurer Atmung zurück. Es ist sehr einfach. Und dann noch mal. Und noch mal.

Und dann. Dann werdet Ihr fest stellen, dass Eure eigenen Gedanken beobachten könnt. Und dass es schön ist.

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