1, 2, Vergänglichkeit

 

Habt Ihr schon mal an das Ende gedacht? Daran, dass alles mal zu Ende geht, dass alles was anfängt auch stirbt? Dass wir mit jedem Atemzug sterben? Und dass alles, was Ihr anfängt auch zum Schluss kommt? Denn dann kommt das Ende. Oder? Nicht unbedingt.

Denn das Ende, das Vergehen ist in alles Lebendige eingeschrieben. Bereits am Anfang einer Beziehung zu einem anderen Menschen wissen wir, dass diese eines Tages aufhört. Vielleicht bereits nach Monaten. Weil sich das Paar zerstritten hat. Oder nach einigen Jahren. Oder auch dann mit dem Tod eines der Liebenden. Die Liebe hat dann ein Ende. Sie vergeht. Aber sie vergeht mit jedem Tag und mit jeder Sekunde und die frisch verliebten denken nicht mal daran. Viel mehr schauen sie hoffnungsvoll in die Zukunft. Und ängstigen sich davor, was nach dem Ende passiert. Das Ende aber ist schon dabei. Wie bei einem Neugeborenen, das eines Tages stirbt.

Ich glaube nicht. Denn die Frage ist eine andere. Wir denken sehr oft darüber nach, was nach dem Ende passiert. Anstatt die Vergänglichkeit des Lebens zu zelebrieren. Wie seinerzeit Bashō, der in den Frühjahrsblumen bereits das herbstliche verwelken sah. Denn vor dem Ende sollten wir Angst haben. Wir alle. Nicht wahr?

Besser nicht. Ich weiß wovon ich spreche. Ich habe eine Freundin verloren. Aus Angst sie zu verlieren. Es ist typisch. Du denkst an das Ende und meinst, ok, wenn ich sie jetzt fest halten werde, ganz doll fest, kann sie nicht weg laufen. Sie bleibt dann bei mir und die Liebe findet dann kein Ende. Wer will schon fest gehalten werden? Ich kenne niemand. Ich auch nicht übrigens. Und sie? Sie fühlte sich zu stark fest gehalten. Und bat um weniger. Und die Angst stieg. Bis unendliche. Bis zu dem Zeitpunkt, wo sie nicht umhin konnte. Und da ich sie noch mehr fest halten wollte, konnte sie nachher nicht atmen.

Zum Glück ist sie die wunderbarste Freundin, die ein Mann jemals haben kann. Sie versteht. So dass trotz des Endes vielleicht ein neuer Anfang gelingen kann. Doch auch dann wird die Beziehung vergehen.

Was können wir da machen? Damit sie nicht vergeht? Nichts. Wir können die Vergänglichkeit genießen. Das Reifen. Zunächst den Anfang. Er ist immer zart. Und ein wenig unsicher. Weil wir ja nicht wissen, wie es weiter geht. Und ob es klappt. Und auch diese Ungewissheit ist schön. Das hat mir mal die Freundin beigebracht. Doch damals glaubte ich es nicht. Eben in der Angst, dass das Ende naht. Sie ist eine gute Philosophin. Die Freundin.

Was lernen wir daraus? Aus der Vergänglichkeit? Sie ist da. Unumgänglich. Wir kommen nicht um hin, kämpften wir auch so heroisch dagegen an. Aber was, wenn wir mit ihr gehen? Wenn wir die Zeit genießen? Wenn wir jeden Tag, das hier und das jetzt leben. Ohne die Erinnerung an die Vergangenheit. Und Sorgen über die Zukunft. Wenn wir jetzt leben und das annehmen was ist. Dann verlieren wir die Angst. Und wenn das Ende kommt, genießen wir es schlicht.

Ich habe schon mal über das Ende geschrieben. Und über die Vergänglichkeit. Hier. Seitdem hat sich einiges verändert. Viel Zeit ist vergangen.

Heute mal wieder ohne weitere Links.

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