2. Die Anthropologie
Der Kulturrelativismus besagt, dass verschiedene Menschen, die in verschiedenen Kulturen leben und verschiedene Sprachen sprechen auch verschiedene Ereignisse verschieden erleben können. Und es stimmt zum Teil. In seiner Strukturellen Anthropologie verglich allerdings Claude Lévi – Strauss Aspekte kulturellen Lebens von Gemeinschaften, die weit voneinander entfernt sind. Der strukturelle Vergleich sagt lediglich, dass ein Stamm aus Brasilien ähnliche Rituale haben kann wie ein Stamm aus Australien. Es schließt keinen Universalismus dabei. Mit anderen Worten, er unterstellt den verschiedenen Gesellschaften keine Sachen, wie “gemeinsame Vorfahren” usw. Der Poststrukturalismus zerstörte die Möglichkeit des strukturellen Vergleiches nicht. Er konzentrierte sich auf die Unregelmäßigkeiten in der Struktur, in der Konstruktion. Er untersuchte mögliche Fehler und Abweichungen. Das Problem des Poststrukturalismus lag daran, dass er trotz seines Namens eher mit dem Universalismus kämpfte denn mit dem Strukturalismus. Mit Kant denn mit Lévi – Strauss oder Cassierer.
Gehen wir in unseren Untersuchungen tiefer, fragen wir nicht nach einem Ritual sondern nach Empfindungen, nach Gefühlen der Menschen in verschiedenen Kulturen, bewegen wir uns auf der kognitiven Ebene, können die Ergebnisse andere sein. Es soll hier kein neuer Universalismus entstehen. Denn die Kultur, die Sprache kann sehr wohl einen Einfluss auf unsere Gefühle haben. Oder darauf, wie wir diese äußern. Es lohnt aber der Blick auf die Gemeinsamkeiten. Zumal wenn wir einsam sind.