Doch was heißt es, verrückt zu sein? Mad zu sein? Die englische Etymologie leitet das Adjektiv “mad” von lateinischen und germanischen Wurzeln ab, die eine bestimmte “Migration” bezeichnen. “Mad” ist dem polnischen “Verrückten” insofern ähnlich, als derjenige verrückte, der “aus sich selbst herauskomt”. To go mad means to jump “beside oneself with excitement or enthusiasm”. Die Verknüpfung dieser Bedeutungen mit dem Ursprung von “Gehirn” erweist sich, als inspirierend. In Libermans “Analytical Dictionary of English Etymology” wird die Abstammung des Substantivs “Gehirn” auf altenglische und griechische Quellen zurückgeführt: “braegen” und “βρεγμός”. Diese negieren konventionelle Assoziationen, weil sie nach Liberaman etwas bezeichnen, das nicht in etwas anderem eingeschlossen ist – z.B. im Schädel – sondern das Gegenteil: Materie, die aus ihrem ursprünglichen, verknöcherten Rahmen ausbrechen will.
Die Funktion des Gehirns besteht darin, Grenzen zu überschreiten, Verbote zu brechen. Das Gehirn hat eine explosive Essenz. Dank ihr kommt der Mensch kreativ “aus sich heraus”… Hier fällt mir eine Passage aus einem Brief an Engels aus dem Jahr 1857 ein: Marx bewundert die subversive Intelligenz seiner jüngsten Tochter: “Sie ist ein erstaunlich geistreiches Geschöpf. Sie behauptet, zwei Gehirne zu haben“.Ähnliches gilt für den Marxismus. Einerseits ist er graubärtig, verkalkt, anti-utopisch. Andererseits ist er “mädchenhaft”. Das zweite Gehirn ist ein Bolide, der die Macht der errichteten Barrieren des ersteren überwindet.